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بسم الله الرحمن الرحيم

 Antwort auf eine Frage

Die Loyalität der Vereinigten Arabischen Emirate und deren Position zu einigen brisanten Angelegenheiten in der Region

Frage:

Die Vereinigten Arabischen Emirate scheinen in ihrer Haltung einige Ungereimtheiten und Paradoxien zu bergen. Dazu gehört die starke Differenz in den Positionen der Arabischen Emirate und manch eines Großbritannien-Vasallen. Ebenso zählt dazu die Haltung der Vereinigten Arabischen Emirate zu Abed Rabbo Mansur Hadi (dem britisch-loyalen jemenitischen Präsidenten, Anm.), bei dem sich nachträglich herausstellte, dass ihm der Empfang in den Emiraten verweigert wurde. Auch dessen Entscheidung, den Flughafendirektor in Aden zu entlassen, wurde von den Emiraten nicht akzeptiert. Des Weiteren kam es zu Verstimmungen zwischen den Emiraten und Tunesien. Gleichzeitig zeigten sie sich auffällig einvernehmlich mit den US-Vasallen. So beteiligten sich die Emirate etwa an der Operation Decisive Storm („Sturm der Entschlossenheit“) unter Führung des US-Getreuen Salman (Saudischer König). Sie positionierten sich ferner eng an der Seite Khalifa Haftars, des eingefleischten US-Getreuen in Libyen. Schließlich ist da ihre grenzenlose Solidarität und Unterstützung für den ägyptischen Präsidenten Abdelfattah al-Sisi. Wie ist diese Haltung der Vereinigten Arabischen Emirate – kooperativ mit den Vasallen Amerikas und distanziert zu den Vasallen Großbritanniens – zu erklären?

Antwort:

1. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bestehen seit 1971 aus einer Föderation aus sieben Emiraten. Scheich Zayed bin Sultan Āl-Nahyan, Herrscher Abu Dhabis, wurde Oberhaupt der Emirate. Nach dessen Tod im Jahr 2004 wurde sein ältester Sohn Scheich Khalifa bin Zayid al-Nahyan Oberhaupt des Landes. Das Land zählt neun Millionen Einwohner, davon 11 % Einheimische. Durch Rüstungskäufe aus westlichen Ländern und durch umfangreiche Investitionen in die Ausbildung der Soldaten der Vereinigten Arabischen Emirate sorgte Scheich Khalifa für eine Stärkung der militärischen Kapazitäten der Emirate. Im Rahmen eines 6,4 milliardenschweren Deals mit den USA haben die Emirate bereits das erste von 80 Flugzeugen des Typs F-16E/F Desert Falcon in Empfang genommen. Später erwarb das Land Apachi-Kampfhubschrauber, F-16 Bomber, gepanzerte Militärfahrzeuge und eine Reihe von Raketen und Munition. Von nun an stand die Rolle der Emirate nicht nur für politische, sondern auch für militärische Aktionen bereit. Geadelt wurde diese Rolle mit dem Besuch der britischen Königin in den Vereinigten Arabischen Emiraten 2010: Die britische Königin Elisabeth II. traf gestern in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu einem Staatsbesuch ein, der in Abu Dhabi begonnen hat. Der britische Botschafter in Abu Dhabi Dominic Jermey sagte der französischen Presseagentur: „Die Queen verbindet mit den Herrscherfamilien in den Emiraten eine enge Freundschaft.“ Abdulrahman Ghanim al-Matyoui, Botschafter der Emirate in London, bezeichnete diese Visite als Krönung der Entwicklung der bilateralen Beziehungen beider befreundeter Länder in allen Bereichen, während er den Besuch als „äußerst wichtig“ beschrieb. (Zeitung al-Sharq al-Awsat, 25.11.2010)

Ihren Part erfüllten die Emirate meisterhaft. Sie traten den kolonialistischen Bündnissen der Region ganz nach Vorgaben der britischen Politik bei, ob es die original britischen Allianzen waren oder die Bündnisse amerikanischen Ursprungs, denen sie nach britischer Methode beitraten, um als Großbritanniens Auge über amerikanischer Politik zu fungieren. So kämpfen und marschieren die Arabischen Emirate trotz ihrer loyalen Ergebenheit zu Großbritannien unter der Flagge und unter dem Schirm Amerikas bzw. dem seiner Vasallen, wozu eben auch ihr Beitritt zur arabischen - oder vielmehr zur amerikanischen - Allianz zählt, die von Salmans Saudi-Arabien angeführt wird und die Operation „Sturm der Entschlossenheit“ im Jemen durchführt. Mit 30 Flugzeugen sind die VAE als zweitstärkste Macht nach Saudi-Arabien an dieser Militäroffensive beteiligt! Sich selbst präsentieren die Arabischen Emirate als Bündnispartner der USA. So sagte der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington Yousuf al-Utaiba: „Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten haben die USA einen starken und ruhigen Partner, dessen Spitzname ‚Klein-Sparta‘ ist.“ (Washington Post, 09.11.2017) Nach Angaben eines Korrespondenten der Washington Post am 03.01.2017, der vom Militärstützpunkt der Vereinigten Arabischen Emirate al-Dhafra aus berichtete, starten „die US-Flugzeuge von der Militärbasis al-Dhafra aus. Seit sechs Wochen machen sie sich von dort auf den Weg, ihre Munition über Syrien und dem Irak abzuwerfen.“ Das Blatt fügte hinzu, dass „niemand weiß bzw. wenige wissen, dass ca. 3500 US-Soldaten auf al-Dhafra stationiert sind, und dass es die einzige Militärbasis ist, die über F-22-Kampfjets verfügt“. Die Zeitung zitiert den früheren Kommandeur der US-Streitkräfte im Nahen Osten Anthony Zinni: „Die Beziehungen der USA zu den Vereinigten Arabischen Emiraten sind stärker als zu jedem anderen arabischen Staat heute.“ Somit scheint es so, als seien die Emirate ein starker Bündnispartner der USA… In Wahrheit spielen die Emirate aber eine sehr spezielle Rolle zugunsten der Briten. An den Kriegen Amerikas haben sie sich nämlich nur auf Initiative Großbritanniens hin beteiligt, um nach typisch britischer Art öffentlich den Unterstützer der USA zu mimen und hinter den Kulissen zu sabotieren.

2. Erwähnenswert ist, dass Großbritannien seit den Niederlagen von Ost-Suez, insbesondere 1956, und nach den herben Verlusten im Jemen-Krieg von 1963 sowie nach dem 1968 gefassten und 1971 umgesetzten Beschluss, sich militärisch aus dem Golf zurückzuziehen, seinen Status Quo nicht mehr aufrechterhalten konnte. Daher zogen die Briten es vor, sich militärisch zurückzuziehen und die Form des direkten Kolonialismus in eine andere umzuwandeln, wobei sie politisch, wirtschaftlich und im Bereich der Sicherheit weiterhin präsent blieben. So sind sie mit den meisten ihrer Kolonien umgegangen… Und seit jener Zeit, d. h., seit dem vollständigen Abzug aus dem Osten des Suezkanals, war es den Briten nicht mehr möglich, Amerika offen entgegenzutreten. Ihre Amerika-Politik ist davon geprägt, nach außen eine Art Zustimmung zu suggerieren, jedoch aus dem Verborgenen heraus zu sabotieren und dabei die Rollen an die eigenen Vasallen zu verteilen: So erscheint der eine den Amerikanern und deren Vasallen gegenüber loyal, daher ist er im Bilde über die amerikanischen Pläne, die in diesem Milieu geschmiedet werden, während der andere sein wahres Gesicht zeigt und Großbritannien sowie seinen Vasallen gegenüber loyal auftritt.

3. Die Positionen der Vereinigten Arabischen Emirate lassen sich, was die oben gestellte Frage betrifft, folgendermaßen verstehen:

a) Die Rolle der Emirate im Jemen:

* Seit der saudischen Ankündigung der Operation „Sturm der Entschlossenheit“ im März 2015 beteiligen sich die Emirate an dieser Militäroffensive gegen den Jemen. Doch trotz des äußeren Anscheins eines gemeinsamen Schulterschlusses – der Wahrheit entsprach es nicht. So wollte Saudi-Arabien die Operation „Sturm der Entschlossenheit“ auf Luftschläge beschränken. Die Emirate hingegen - mit ihrer massiven Beteiligung an den Bodenkämpfen - vermitteln den Eindruck, dass sie die Allianz dazu genutzt haben, ein großes Kontingent an Bodentruppen in den Jemen zu bringen. Im Detail heißt das: Zwischen der saudischen Dementierung vom 05.04.2015, Bodentruppen im Jemen zu haben, und der Ankündigung vom Ende der Militäroffensive „Sturm der Entschlossenheit“ am 21.04.2015 und dem Beginn der Operation „Wiederherstellung der Hoffnung“ stellen wir fest, dass dies jene Zeitspanne war, in der eine Eskalation zwischen Saudi-Arabien und den Arabischen Emiraten stattfand. Saudi-Arabien wollte die Luftschläge als Pfad zur politischen Lösung verstanden wissen und das von ihnen verwendete Motto „Wiederherstellung der Hoffnung“ ist als Indiz dafür nicht zu übersehen. Die Emirate auf der anderen Seite wollen diesen Krieg zur tatsächlichen Verbannung der Huthi-Rebellen aus den Städten des Jemen nutzen. Während Saudi-Arabien lediglich das Ziel verfolgt, Druck auf die Huthis aufzubauen, um die Weichen für politische Lösungen zu stellen, gehen die Emirate mit einem Bodenkrieg gegen sie vor und drängen die Huthis weiter zurück.

* Die saudisch-emiratischen Differenzen beschränken sich nicht nur auf diese Angelegenheit. Auch die Haltung zum entmachteten Ali Saleh ist eine geteilte. Während eine Feindschaft zwischen Saudi-Arabien und dem abgesetzten Saleh besteht, häufen sich Meldungen darüber, dass er im gleichen Atemzug von den Emiraten unterstützt wird, ja dass sie ihn sogar vor einem der Bomabardements der Operation „Sturm der Entschlossenheit“ gerettet hätten (!). Die Website Misr al-Arabiya hat am 04.04.2015 direkt darauf hingewiesen: Ein ranghoher jemenitischer Verantwortlicher hat vor Misr al-Arabiya exklusiv aufgedeckt, dass es Differenzen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien gebe. Der Grund sei, dass der Sohn des Ex-Präsidenten Ali Abdallah Saleh von Abu Dhabi über die bevorstehende Operation „Sturm der Entschlossenheit“ informiert worden sei - eine Stunde vor Beginn der Bombardierung Sanaas. In den Meinungsverschiedenheiten geht es auch um die Ansicht der Vereinigten Arabischen Emirate, dass es notwendig sei, an Ali Saleh festzuhalten und ihn für jede in Frage kommende Lösungsinitiative weiter zu behalten. Der jemenitische Verantwortliche enthüllte, dass das Zuspielen des genauen Zeitpunktes der militärischen Operation von den Emiraten an Saleh dessen Leben gerettet hätte. Denn bevor es zum Bombardement kam, verließ er sein Haus und begab sich zu einem sicheren Ort in der Hauptstadt Sanaa.“

Ein weiteres Indiz für die Unterstützung Salehs durch die Vereinigten Arabischen Emirate ist die Tatsache, dass sie die per UN-Resolution gegen ihn verhängten Sanktionen missachten. Die sozialen Medien schwappen regelrecht über vor Vorwürfen, die sich gegen die Emirate richten, und zwar darüber, dass sie Ali Abdallah Saleh und seiner Familie finanzielle und militärische Unterstützung bieten und sie nach wie vor seine Verbündeten seien. Und das alles, obwohl sich die Emirate, oberflächlich betrachtet, der von Saudi-Arabien geführten arabischen Koalition angeschlossen haben, die im Jemen gegen die Huthis und deren Verbündeten Saleh Krieg führt. Ein Krieg, der sich „die Wiederherstellung der Legitimität im Lande“ und die „Beendigung des blutigen Huthi-Putsches“ als Ziel auf die Fahnen geschrieben hat. Was ebenfalls für diese Beziehung (zwischen Saleh und den Emiraten) spricht, ist folgende Meldung von Jemen Press am 22.10.2015: Der Sohn des gestürzten Präsidenten, Brigadekommandeur Ahmad Ali Saleh, wird seinen Aufenthalt in den Emiraten unter besonderem Schutz weiter fortsetzen, trotz des Krieges, der sich gegen die Huthis und Saleh richtet, an dem sich die Emirate beteiligen.

* Und schließlich steht auch Hadi selbst als Präsident auf einem wackeligen Ast, da UNO-Initiativen seine Absetzung fordern. Das heißt, Großbritannien bereitet im Jemen schon einmal andere Kräfte und Spielkarten vor. Denn falls internationale Lösungen zu einer Verbannung Hadis von der politischen Bühne im Jemen führen, sollte dies nicht gleichzeitig die Verbannung des britischen Einflusses aus dem Jemen bedeuten. Denn dieser Einfluss wird durch die Existenz vieler weiterer Karten gewährleistet – Hadi ist dabei nur eine von vielen… Die Briten haben die Emirate dazu bewegt, Saleh zu unterstützen, und beide, sowohl Hadi als auch Saleh, sind loyale Männer Großbritanniens. Es geht eben darum, die Rollen gemäß britischer Schläue zu verteilen. Die Missstimmung zwischen den Emiraten und Hadi ist also in diesem Rahmen zu verstehen und damit auch der kalte Empfang Hadis in Abu Dhabi und die Weigerung der Emirate, die von Hadi gewollte Absetzung des Sicherheitschefs des Adener Flughafens Salah al-Umairi (Abu Qattan) zu akzeptieren… Das heißt, der offensichtliche Missklang zwischen der Jemen-Politik der Emirate und dem Präsidenten Hadi als ein Gefolgsmann der Briten entspringt der britischen Betrauung der Emirate mit einer speziellen Mission, die diese Rolle erfordert. Die Emirate demonstrieren nun also nach außen, dass sie nicht auf der Seite Hadis stehen, mit dem sie im Rahmen der Golf-Initiative zunächst einverstanden waren. Tatsächlich aber stehen sie auf Seiten eines anderen Vasallen der Briten, nämlich Ali Saleh. Die Arabischen Emirate spielen also im Jemen eine pro-britische Rolle, die dem saudischen Regime, das pro-amerikanisch handelt, die Dinge durchkreuzen soll.

b) Die Rolle der Emirate in Libyen

Die den Emiraten zugedachte Rolle in Libyen ist einfacher zu verstehen, wenn man die Grundzüge ihrer anti-islamistischen Politik betrachtet, jener Politik, die unter dem Auge Tony Blairs, dem früheren Premierminister Großbritanniens, erarbeitet und umgesetzt wird. Die Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate ist einfacher nachzuvollziehen, wenn man die Beziehung der Emirate zum UNO-Gesandten Léon und zu jenen Kreise näher betrachtet, die von den Emiraten aktiv unterstützt werden. All das geschieht in einem stark vom britischen Einfluss geprägten Klima, was die Vielfalt an Spielkarten betrifft, die London – ähnlich wie im Jemen – ausspielen kann. Dies geht auf den enormen Einfluss zurück, den Großbritannien in der Ära Gaddafisim Land hatte. Die Unterstüztung der Säkularisten und der Stammesführer durch die Emirate und deren Kampf gegen die „Islamisten“ bedeutet den Schulterschluss mit der Gegenseite der Kräfte, die von Katar in Libyen unterstützt werden. Katar agiert im Milieu der „Islamisten“ im Sinne der Briten, ebenso die Emirate, jedoch im Terrain der Säkularisten und der Stämme. Diese Verteilung der Rollen unter Katar und den Emiraten ist exakt das, was das US-Magazin Foreign Policy vermeldete. Die Website Arabi 21 meldete am 28.08.2014, also nach den Luftangriffen der Vereinigten Arabischen Emirate auf Libyen: Das US-Magazin Foreign Policy wies darauf hin, dass die regionale Auseinandersetzung um die Hegemonie in Libyen 2011 ihren Anfang nahm, als der Aufstand gegen das Regime Muammar al-Gaddafis entbrannte. Der Staat Katar unterstützte dabei die Kämpfer mit islamischer Orientierung, während die Emirate die tribal ausgerichteten Kräfte unterstützten, insbesondere die Stämme Zintans im Westen Libyens. Das US-Magazin deckte namentlich die Gefolgsmänner der Emirate in Libyen auf.

Die Emirate pflegten starke Beziehungen zum UNO-Sondergesandten in Libyen Bernardino Léon, einem Europa zugewandten Spanier. Sie arbeiteten mit ihm zusammen und versuchten, ihm in seinen Bemühungen um das Parlament in Tobruk und um Haftars Leute behilflich zu sein. Zeitungen deckten durch geleakte E-Mails die Korrespondenz zwischen Léon und dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate auf und enthüllten später auch, dass dieser direkt nach Beendigung seines UNO-Mandats in Libyen für einen finanziell lukrativen Job in die Emirate wechselte. Und diese solide Beziehung zwischen den Emiraten und dem Sondergesandten, der die pro-britische Orientierung verkörpert, liefert den Hinweis für Großbritanniens Zufriedenheit mit der Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate in Libyen. Es ist jene Rolle, die besonders markant zutage trat, nachdem die Emirate im August 2014 Luftangriffe gegen islamistische Kämpfer in Tripolis flogen. Die USA waren die Ersten, die diese von den Emiraten durchgeführten Bombardements aufdeckten, welche zeitgleich mit der Verlegung des Parlaments nach Tobruk und nach der ersten Sitzung am 04.08.2014 stattfanden.

Es sei erwähnt, dass es die Briten sind, die hinter der säkularistennahen und „islamisten“-feindlichen Orientierung der Emirate stehen. Die Website von Misr al-Arabiya berichtete am 31.01.2017: Auf der anderen Seite hat die britische Zeitung Daily Telegraph bereits früher ein Vertragsvolumen in der Höhe von 35 Millionen Dollar zwischen dem „Tony Blair Consulting Center“ und dem Staat der Vereinigten Arabischen Emirate aufgedeckt, und zwar als „Gegenleistung für Beratung und Empfehlungen seitens des Blair-Centers für das Außenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate“, wie es im Vertragsentwurf heißt. Zu den hervorstechendsten Merkmalen der gemeinsamen Richtung und der Positionen beider Seiten gehört die Haltung gegenüber den islamischen Bewegungen und Parteien, die in jener Region aktiv sind. Damit wird deutlich, dass Großbritannien die Rollen auf seine Vasallen so verteilt, dass sie widersprüchlich erscheinen. Doch im Endeffekt erfüllt dieses Vorgehen die britischen Ziele. So setzt es nicht alle seine Vasallen auf eine Seite, besonders nicht in den Ländern, in denen die Briten mehrere Spielkarten in der Hand haben, wie z. B. in Libyen. Katar etwa stellt sich gegen Haftar auf die Seite der pro-britischen Einheitsregierung, und die Emirate stellen sich nach außen hin auf die Seite Haftars und bieten ihm starke Unterstützung.

c) Die Rolle der Emirate in Tunesien

Im November 2015 sagte der tunesische Präsident Baji Caid Essebsi Folgendes: „[…] die Emirate werden weiterhin an den Mitteln der Destabilisierung festhalten, weil sie glauben, dass sie gefeit sind (davor, zur Rechenschaft gezogen zu werden). Sie haben die nötigen finanziellen Mittel, eine Macht zu erzeugen, ohne etwas befürchten zu müssen. Denn alle, unter anderem Europa, verlassen sich auf deren Reichtum.“ (Middle East Eye, 30.11.2015)

Beleuchtet man genauer die Haltung der Vereinigten Arabischen Emirate, die Tunesien gegenüber feindselig zu sein scheint (wobei Tunesiens Loyalität den Briten gilt), so stellt man fest, dass die sich scheinbar entwickelnden Spannungen zwischen den beiden Ländern gespielt sind. Der Beweis dafür ist Folgendes: Essebsi reiste in die Emirate, und inmitten des Geredes über eine Eskalation zwischen Tunesien und den Emiraten wurde bekanntgegeben, dass die Vereinigten Arabischen Emirate einen Deal finanzieren würden, bei dem es um französische Waffen und militärisches Equipment für Tunesien geht, damit die Grenzen zu Libyen und Algerien kontrolliert werden können. Dies kündigte der französische Präsident Hollande während seines Treffens mit Präsident Essebsi an. So erklärte er in einer gemeinsamen Pressekonferenz: „Es gibt zwischen den drei Ländern eine Kooperation in diesem Bereich.“ Das war eine Antwort auf eine Frage zum dem Thema, nachdem französische Zeitungen über französisch-tunesische Waffendeals berichtet hatten. Auch gab der tunesische Außenminister bekannt, dass sein Land mit Frankreich und den Emiraten Verhandlungen führe, um Tunesien beim Waffenkauf zu unterstützen (Doualia Newspaper, 07.04.2015). So finanzieren die Emirate auf der einen Seite den Tunesiern die Waffenkäufe, während sie auf der anderen Seite ein angespanntes Verhältnis zu Tunesien vorgeben, was beweist, dass diese Eskalation nicht echt, sondern nur vorgegaukelt ist, damit die Emirate ihre Rolle zugunsten Großbritanniens in Tunesien und Umgebung, insbesondere in Libyen, erfüllen können. Denn Tunesien steht gegen Haftar auf der Seite der libyschen Einheitsregierung, die aus dem Schoß Tunesiens hervorgegangen ist. Sie wurde von Tunesien betreut und zog später von dort nach Tripolis. Nach außen Uneinigkeit mit Tunesien zu demonstrieren, erleichtert diese Aufgabe, oder besser gesagt, erleichtert das Täuschungsmanöver der Vereinigten Arabischen Emirate - also das britische Täuschungsmanöver - gegenüber Haftar.

d) Die Rolle der Emirate gegenüber Sisi

Die Emirate und mit ihnen Saudi-Arabien waren seit dem Putsch al-Sisis gegen Mursi Mitte 2013 dazu ausgerückt, den ägyptischen Präsidenten al-Sisi massiv zu unterstützen und dessen Regime zu stärken. In der Ära König Abdullahs war das saudische Herrscherhaus den Briten zugewandt. Dieser Umstand ist aus der Perspektive zu verstehen, dass die Briten auf den Zug Amerikas aufspringen und sie von ihren Vasallen erwarten, analog das gleiche bei den Vasallen Amerikas zu tun. Denn diese haben die Oberhand in der Region, und Großbritanniens Getreue sind schwächer als jene Amerikas. Folglich bringt Großbritannien seine Vasallen nicht in kompletter Besetzung in Stellung und auch nicht in offen feindseliger Haltung gegenüber den Vasallen Amerikas - außer in besonderen Fällen, wie Katar es tut. Derart verfahren die Briten mit Sisi: Sie senden ihm manches Signal, das mit den Emiraten assoziiert wird und ihn in Sicherheit wiegen soll. Davon war auch in den britischen Nachrichtenblättern die Rede. So zitierte am 25.06.2014 die Website al-Arabi al-Jadid aus einem Bericht der Financial Times Folgendes: Manche Beobachter, die das Vorgehen Tony Blairs verfolgen, setzten Financial Times darüber in Kenntnis, dass er ein Fachteam damit beauftragt habe, ein Gutachten über die Muslimbrüder und die Vorwürfe einer Verwicklung in terroristische Akte zu erstellen, die von der ägyptischen Militärführung und deren Unterstützern am Golf gegen sie erhoben werden.Die Zeitung erwähnte auch, dass Tony Blair in seinen Reden den Militärputsch in Ägypten, der Mursis Sturz bedeutete, unterstützen würde. Blair beschrieb in einer seiner Reden den ägyptischen Putsch als eine „wichtige Rettungsaktion für das Volk Ägyptens“. Das Blatt sagt weiter, dass „sich diese Position exakt mit der Position der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate“ decke. Daher sind die Sisi-freundlichen Aktionen der Emirate Teil der britischen Linie, die vorgezeichnet ist und nicht verlassen werden darf.

4. Zur Erinnerung: Wir sagten bereits in einer Antwort auf eine Frage vom 12.01.2016, dass „nicht zu erwarten ist, dass eine tatsächliche Auseinandersetzung ausbricht unter Vasallenstaaten bzw. unter Staaten, die sich in der Hemisphäre einer Großmacht bewegen, wenn es sich um ein und dieselbe Großmacht handelt. Das liegt daran, dass generell sie (die Großmacht) die Außenpolitik (des Vasallenstaates) dirigiert, also üblicherweise jene Politik, die über Auseinandersetzungen bestimmt. Dies gilt für Auseinandersetzungen an sich. Dass es zu Meinungsverschiedenheiten ohne Auseinandersetzungen kommen kann (was bei Hemisphären-Staaten deutlicher in Erscheinung tritt), so ist das in drei Fällen möglich:

Erster Fall: Wenn es sich aus der Zuteilung der Rollen (an die Vasallenstaaten) im Dienste der Interessen der Großmacht ergibt.

Zweiter Fall: Wenn die Meinungsverschiedenheit interne Motive hat, ohne Wirkung auf die Außenpolitik der Großmacht, in deren Hemisphäre sich die betroffenen Staaten bewegen.

Dritter Fall: Wenn es um die Unterstützung eines Vasallen geht, indem ein eigentlich „ruhig“ ablaufendes Ereignis zwischen zwei Vasallenstaaten „angeheizt“ wird und dann erneut Ruhe einkehrt, nachdem die Erfordernisse dieser Unterstützung erfüllt wurden.

Auf die Vereinigten Arabischen Emirate, die ja Vasallen Großbritanniens sind, trifft der erste Punkt zu, wo es um eine Rollenverteilung geht. Sie spielen einen Part, den die Briten ihnen zugedacht haben, ebenso wie Katar eine Rolle im Sinne der Briten spielt.

Als Resümee ist zu sagen, dass die Vereinigten Arabischen Emirate den Briten absolut loyal und ergeben sind wie alle Staaten am Golf, mit Ausnahme Saudi-Arabiens, das in der derzeitigen Ära Salmans Amerika treu ist. Die Vereinigten Arabischen Emirate spielen die Rolle, die die Briten ihnen vorgegeben haben, ob im Jemen, in Libyen oder in ihrer Unterstützung für das ägyptische Regime. Die nach außen scheinende Widersprüchlichkeit ihrer Politik entspringt den Richtlinien, die Großbritannien ihnen aufgezeichnet hat, nämlich die Säkularen zu unterstützen und die Islamisten zu bekämpfen. Hierbei handelt es sich um andere Richtlinien als jene, die die Briten etwa Katar vorgegeben haben. Die Emirate sind abgesehen davon für die Umsetzung einer spezielleren und tieferen britischen Politik zuständig. Sie agieren hinter dem Rücken der US-Vasallen in der Region und offerieren aus dieser Position heraus den Briten ihre Dienste.

Unabhängig davon, ob nun Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate oder irgendein anderes Land der islamischen Welt den Interessen der ungläubigen Kolonialisten dient, so stellt dies ein großes Verbrechen dar. Alles, was sie betreiben, wird zugrunde gehen, und sie werden nichts Gutes daraus ernten, weder im Diesseits noch im Jenseits. Sie werden so sein, wie es der Gewaltige und Mächtige gesagt hat:

﴿سَيُصِيبُ الَّذِينَ أَجْرَمُوا صَغَارٌ عِنْدَ اللَّهِ وَعَذَابٌ شَدِيدٌ بِمَا كَانُوا يَمْكُرُونَ

Diejenigen, die Übeltaten begehen, wird bei Allah Erniedrigung und strenge Strafe treffen für das, was sie an Ränke geschmiedet haben. (6:124)

12. Rağab 1438 n. H.

09.04.2017 n. Chr.

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